Ein e-mail-Beitrag von Marc Jelitto
zum e-mail-Liste: "Umweltbildungsliste"
der Clearingstelle
Umweltbildung des DIE
(Dezember 1999)
Gute digitale Umweltbildung!
Antwort auf die Frage "Was ist gute multimediale Umweltbildung?"
von Gertrud Wolf vom 01.Dezember 1999 in der <Umweltbildungsliste>
des DIE Frankfurt. Die Antwort vom 07.12.1999 umfaßte im
Original vier e-mails, die gesamte Diskussion ist online nachzulesen
unter: http://www.rz.uni-frankfurt.de/die/MM/forum_multimedia.htm
Hier ist die Antwort, für das WWW aufbereitet, Umlaute wie in
der Original-e-mail:
- Definitionen
- Kriterien (zwei Leitfragen)
- Wann ist der Einsatz digitaler Medien in
der Umweltbildung "gut"?
- Wann ist eine bestimmte Software "gut"
fuer die digitale Umweltbildung?
- Beispiele und Fundorte
- Software-Hinweise
- Wie findet man geeignete
Software?
- Wie stellt man fest, ob eine Software gut
ist?
Als Egänzung: Erste Antwort vom
02.12.1999
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(1) Definitionen
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- Was ist digitale Umweltbildung?
Bei "multimedialer" UB wird Multimedia eingesetzt. Darunter
versteht man heutzutage den Einsatz einer Medienkombination auf dem
Computer, d.h. es werden zeitunabhaengige Medien wie Text, Bild,
Photos und zeitabhaengigen Medien wie Ton, Video, Animationen in
einem Zusammenhang eingesetzt.
Mein Problem ist dabei, dass nicht alle digitalen Moeglichkeiten
ausgenutzt werden und wichtige Anwendung, wie z.B. e-mails und
Diskussionsforen, rausfallen wuerden.
Ich werde in diesem Zusammenhang lieber von einer digitalen
Umweltbildung sprechen (im Sinne einer "PC-gestuetzten" UB).
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- Was ist gute Umweltbildung?
Gute Frage, naechste Frage. Ich fuerchte, da versteht jeder was
anderes drunter. Dazu kommt, dass, was im einen Kontext funktioniert,
im anderen total schiefgehen kann.
Vielleicht wenn sie klassische Anforderungen wie Handlungs-,
Situations-, Teilnehmer- und Problemorientierung erfuellt?
Weiss es jemand?
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- Welche Medien gibt es, die fuer die digitale Umweltbildung
genutzt werden koennen?
- Software-Programme (auf Diskette, CD-ROM...)
- Ausstellungsmedium Computer (fuer Besucher in
Umweltzentren...)
- Internetdienste (WWW, e-mail, ftp...)
- Telelearning-Umgebungen
Aussfuehrlicher siehe: http://MarcJelitto.de/mmub/kvsn.htm
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- Welche Darstellungsmedien gibt es?
- Zeitunabhaengig:
- Schrift, Zeichnungen, Photos, gerenderte (am Computer
berechnete) Bilder, Collagen
- Zeitabhaengig:
- Videos, Musik, Stimmen, Geraeusche,
Zeichentrickanimationen, 2D-Animationen, 3D-Animationen
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- Wie sieht der Kontext der Software im Umweltbereich
aus?
(Aus einer eher EDV-Sicht betrachtet)
- Education = Umweltbildung
- Edutainment = umweltbildende Unterhaltung
- Entertainment = Unterhaltung vor einem Umweltkontext
- Infotainment = unterhaltend vermittelte
Umweltinformationen
- Information = umweltbezogenes Informationsangebot
Soweit zu den grundlegenden Definitionen und Begriffen. Weiter in
der naechsten e-mail!
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(2) Kriterien
Zwei Leitfragen:
- Wann ist der Einsatz digitaler Medien in
der Umweltbildung "gut"?
- Wann ist eine bestimmte Software "gut"
fuer die digitale Umweltbildung?
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1. Wann ist der Einsatz digitaler Medien in der Umweltbildung
"gut"?
- Wenn es in den Kontext passt (z.B. als Vorbereitung einer
Exkursion, damit Grundwissen vorhanden ist und ein
Wiedererkennungseffekt einsetzen kann)
- Eine sinnvolle Ergaenzung zu einem Seminar bietet (die
Motivation der Erstellung eines Endberichtes ist hoeher, wenn er
im Internet veroeffentlicht wird)
- Handlungs-, situations-, teilnehmer- und problemorientiert
eingesetzt wird ;-)
- "Stille" Personen zum Reden bringt (auf einer Tagung mit
Umweltbildungsspezialisten traut man sich weniger etwas zu sagen
als in einer Mailingliste)
- Wenn man damit neue Zielgruppen erreicht (Kinder und
Jugendliche treiben sich nun mal im Internet rum)
- Wenn neue Zugaenge ermoeglicht werden (Befragung eines
Expertens per e-mail)
- Wenn komplexe Zusammenhaenge durchschaubarer werden, indem man
sie an Simulationen nachvollziehbar und "erfahrbar" macht
- Wenn sie als ein Medium unter vielen betrachtet wird, unter
denen man das beste fuer den jeweiligen Anlass / Ziel / Zielgruppe
auswaehlt.
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2. Wann ist eine bestimmte Software "gut" fuer die digitale
Umweltbildung?
- Unter guenstigen Bedingungen ist mit dieser Software ein
bestimmtes Ziel erreichbar
- Darstellungsmedien werden gezielt eingesetzt (nur dort, wo sie
Sinn machen)
- Darstellungsmedien werden sparsam eingesetzt (damit der Inhalt
nicht in einer multimedialen Show untergeht)
- Die Anwendung ist auf die Zielgruppe hin optimiert (kein Text
fuer Kinder, die noch nicht lesen koennen; keine Fremdwoerter fuer
Laien; keine unterfordernden Texte fuer Studenten hoeheren
Semesters)
- Der Dozent ist mit dem Medium vertraut und weiss, wann er es
sinnvoll einzusetzen hat
- Die Software entspricht gewissen Mindestvoraussetzungen
(Qualitaetskriterien) wie: Leicht zu installieren, leicht und
logisch zu benutzen, optisch ansprechend, gute Navigation,
inhaltlich richtig...
- Sie interaktiv ist
- Didaktisch aufbereitet
- Konstruktivistisches Lernen ermoeglicht
- Man zeitunabhaengig damit arbeiten kann
- Man seine eigenen Wege gehen kann und nicht jeder Mausklick
vorgeschrieben ist
- Unabhaengiges und eigenverantwortliches Lernen gefoerdert
wird
- Es findet keine multimediale Ueberfrachtung statt.
- Inhalte werden nicht zu sehr vereinfach
- Es wird nichts verfaelscht (Lili, eine Waldameise auf einer
CD-ROM, sieht eher aus wie eine Kuh)
Soweit zu den der Definition von "gut". Weiter in der naechsten
e-mail!
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(3) Beispiele und Fundorte
- Software-Hinweise
- Wie findet man geeignete Software?
- Wie stellt man fest, ob eine Software gut ist?
Online-Projekte siehe http://MarcJelitto.de/mmub/links.htm
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1. Software-Hinweise
Hinweise auf CD-ROMs, die man mal ausprobiert haben sollte (bei
Freunden, in Bibliotheken und Geschaeften...):
- Entertainment:
- Ages of Myst (Myst/Riven im Doppelpack mit Handbuch), 49
DM
(Mystische Welten muessen erforscht werden, wird z.B. bei
lernauffaelligen Kindern mit Erfolg eingesetzt)
- Edutainment:
- Living book Serie (Klassiker) (20 DM bei Karstadt im
Angebot)
- Loewenzahn 1-3 (Klassiker) (20-40 DM, manchmal bei
Aldi)
- Pettersson und Findus (ca 40 DM)
- Computerspiel "No Future?" des Umweltbundesamtes
(kostenlos)
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info/d-hints.htm
- Infotainment:
- Information:
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2. Wie findet man geeignete Software im Umweltbereich?
Leider gibt es keinen speziellen Server nur mit Umweltsoftware
(ich kenne jedenfalls keinen), also hier ein paar allgemeine
Hinweise:
- Feibel, T. (1999). Kinder Software-Ratgeber 2000. Haar bei
München, Markt & Technik.
-> http://www.feibel.de/
Der Klassiker zur Bewertung von Lernsoftware. Auch Umweltsoftware
dabei.
- SODIS: Software-Dokumentations- und Informations-System der
Schulen
http://www.sodis.de
Online-Recherche zu 4.000 Produkte moeglich, meist mit
Evaluationen von Lehrern
- Gerhard de Haan veroeffentlicht in seinen "Berliner
Empfehlungen Oekologie und Lernen" vereinzelt
Softwarebesprechungen.
- Besprechungen in Fachzeitschriften wie der Artikel "CD-ROMs
des Jahres: Auslese für den Wunschzettel" in der aktuellen
c´t 25/99, "Computerbild" u.ä.
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3. Wie stellt man fest, ob eine Software gut ist?
Indem man bei 2. nachschlaegt ;-), sie selber ausprobiert (im
Geschaeft, bei Freunden, Kollegen, in Bibliotheken), Nutzer befragt
oder sie systematisch ausprobiert (anhand eines
Kriterienkatalogs)
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Das war´s fuer diesmal zum Thema "was ist gute digitale
Umweltbildung"!
Mehr zu diesem Thema demnaechst in dieser Mailingliste ;-)
Gruss
Marc Jelitto (der hofft, alle erschlagen, aeh, befriedigt zu
haben)
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Erste Antwort:
Der Vollständigkeit halber möchte ich auch meine erste
Antwort vom 02.12.1999 hier anbringen:
Moin!
Gertrud Wolf schrieb die spannende Frage:
>Wie sieht gute multimediale Umweltbildung aus?
Und hat mich mit der Aufforderung
>(Und jetzt erhoffe ich mir mal ein knackiges Statement von dem
Evaluationsspezialisten Marc!)
voll erwischt.
1. Als erstes fiel mir eine Gegenfrage ein - in welchem Kontext
(Kinder, Studenten, Erwachsene... schulisch, freizeitlich... an der
VHS, in Umweltzentren...).
Angriff ist die beste Verteidigung ;-)
2. Ich könnte auch "banal" antworten:
- wenn sie ihre Ziele erreicht
- wenn sie sinnvoll realisiert wird
3. Man koennte auch mit Praxisbeispielen antworten:
Also, der Guenter macht da ganz tolle Sachen...
Aber ich denke, dies ist eine grundlegende Frage, die ich nicht so
einfach beantworten kann und will. Ehrlich gesagt finde ich es sogar
eine schoene Frage.
Sie ist so wichtig, dass sie gross ausgedruckt vor mir liegt.
Ich denke, ich werde sie ueber das Wochenende sacken und wirken
lassen und vielleicht kann ich dann in der naechsten Woche was dazu
sagen.
Entschuldigt diesen ausweichenden Kommentar, aber die Frage ist
eine harte Nuss!
Gruss
Marc
Erstinstallation: Januar 2000
Letzte Aktualisierung: 05. Januar 2000
© Marc Jelitto 1999, 2000, marc@evaluieren.de